
Irgendwann vor ein paar Jahren, in meiner ehemaligen Agentur, um die Mittagszeit rum, treffen nach uns nach hungrige Kollegen in der Agentur-Küche zum Mittagsplausch und Essen fassen ein. Auch unsere damalige neue Kollegin Louise, die derzeit ein Praktikum im Bereich Marketing absolviert, ist mit von der Partie. Im Gespräch finden wir schnell heraus, dass unsere neue Kollegin eine Pferdenärrin ist und ein eigenes Pferd Namens Gaspary besitzt. Fast täglich fährt sie nach der Arbeit zu ihm, pflegt ihn, streichelt ihn, reitet mit ihm und springt über riesige Hürden – mit dem Ziel mal große Siege zu erringen. Gespannt hören wir zu, wenn sie von Gaspary erzählt – und es ist eine Freude zu sehen, wie ihre Augen dabei strahlen. Ich erzähle von meinem Fotoshooting auf einem Bauernhof, wo ich 2004 im Auftrag eines Unternehmens verschiedene Fotos für eine Webseite geschossen habe und verspüre richtig Lust das zu wiederholen. Da Louise neue Fotos von sich und Gaspary braucht, passt das hervorragend und wir einigen uns schnell auf einen Termin.






Gespannt fahren wir einige Tage später auf einen idyllisch gelegenen, riesigen Pferdehof – irgendwo in der Nähe des Chemnitz Centers an der A4. Begrüßt werden mein Kollege Enrico und ich von einer kleiner Truppe Enten, die stur auf der Straße bleiben und nicht im Traum daran denken zurück in ihren Teich zu watscheln, der nur ca. einen Meter neben dem Weg bunt daher plätschert. Trotz Huperei und hektischen Armverränkungen bewegen sie sich keinen Zentimeter in Richtung kühles Nass. Also bleibt uns nichts anderes übrig, als vorsichtig und mit entengleich gereckten Hälsen um das fedrige Begrüßungskomitee herum zu fahren.
Hier läuft das eben anders. Auf dem Lande. Frische Landluft, Dorf und Pferdeäpfel – eigentlich nicht gerade unser Ding, so als Stadtmenschen, aber irgendwie ist diese Stille auch sehr beruhigend. Als wir aussteigen und uns die Fotoausrüstung schnappen, kommt Louise uns schon entgegen.
Im Stall bei Gaspary angekommen, entdecke ich schon das erste Motiv: Hungrige kleine Schwalben gesellen sich auf einem Balken, unter dem ein anderes, sehr anhängliches schwarzes Pferd steht. Mit hoher ISO und Teleobjektiv versuche ich die kleinen Schreihälse scharf zu bekommen, während mir – ich nenne ihn mal Black Beauty – den Unterarm durch die Gitterstäbe hindurch abschleckt.





Hoch konzentriert und abgelenkt von den Schwalben verpasse ich fast das schönste Motiv des ganzen Shootings: Im Gegenlicht sehe ich, wie meine Kollegin liebevoll mit Gaspary schmust und redet. Das Licht, was von draußen hereinscheint, gibt der ganzen Szenerie ein so harmonische Stimmung, dass ich gleich ein paar weitere Fotos schieße, bevor wir gemeinsam zum Getreidefeld spazieren. Das eigentliche Shooting kann also beginnen.
Dort angekommen, gehen wir ein paar Meter ins Feld und nutzen das fantastische Abendlicht um Louise und Gaspary abzulichten. Ganz einfach gestaltet sich das aber nicht, da Gaspary einen starken Charakter besitzt und sich mehr auf das Getreide, als auf die Kamera konzentriert. Tja Tiere halt. Nach einer Stunde haben wir aber drei, vier schöne Motive im Kasten und gehen zurück zum Reitplatz, wo wir die letzten Sonnenstrahlen ausnutzen und ein paar Aktionfotos schießen. Ich werfe mich in den Dreck und stelle an der Kamera ein hohe Verschlusszeit ein, um auch ja jeden Muskel des schönes Tieres einfangen zu können. Noch die letzten warmen Sonnenstrahlen ausnutzend, beenden wir die kleine Fototour und verabschieden uns vom nass geschwitzen Gaspary und einer glücklichen Reiterin.
Wieder im Auto angekommen, schauen wir uns kurz die Ergebnisse an und sehen gleich, dass da ein paar sehr schöne Fotos dabei sind. Jetzt heißt es nur noch ohne Hindernisse und übereifrige, fedrige Begrüßungskomitees wieder in die Stadt zu kommen, um den Bildern ihren letzten Schliff zu geben. Mission gelungen, wie wir finden.